Dear ZKM: Krachbumm … tut das Not?!

Liebes ZKM,

das Medienmuseum mutiert so langsam zu einer gewaltigen Krachbum-Vorhölle
des akustischen Wahnsinns! Tut das denn Not? Im Erdgeschoß klapper-lärmt
der Gezeitenraum im Rahmen der Sasha-Waltz Ausstellung munter dröhnend
vor sich hin, im zweiten Obergeschoß tobt in der Gameplay der euphorische
Kiddie-Schüler-Flashmob nicht nur bei Room Racers, sondern auch an der
sehr sinnig aufgestellten und exorbitant scheppernden “Rote-Button-
Kletterwand”, während draußen die Installation “Wind” mit ihren tierisch
lauten Riesenventilatoren morgens von 9-10 und nachmittags von 13-14 Uhr
den Unmut aller Anwohner auf sich zieht.

Meiner unmaßgeblichen Laienansicht nach, liebes ZKM, tust du dir damit
alles andere als einen Gefallen. Denn nicht nur den Museumsaufsichten,
die mit Gehörschutz bewaffnet tapfer dem ganzen Akustiksmog trotzen,
gehst du damit gehörig auf die Nerven, sondern auch jenen, die im
Bereich der ZKM-Lärmquellen arbeiten müssen, sowie dem allerwichtigsten
Teil jener, die ins ZKM kommen: den Besuchern!

Wie kann ich die schönen Performances im Erdgeschoß des Medienmuseums
denn genießen, wenn der Gezeitenraum grade das Ragnarök in voller
Dezibelstärke entfesselt? Wie mir die sehr gute Holografie-Ausstellung
anschauen, wenn im zweiten Obergeschoß die Game Play die brülljauchzende
Artillerie der Gaudi-Kids entfesselt? Und erinnern wir uns an die damalige
SoundArt im Erdgeschoß: macht es denn wirklich Sinn, auf engstem Raum
Sound Art zu preßen, bei der die Besucher dann von allen Seiten mit
einer Kakophonie beschallt werden, die es unmöglich werden läßt, einzelne
akustische Kunstwerke zu genießen? Und der Hauptaufreger die per Pedal
zu betätigende Glocke war, deren markerschütterndes digital verstärktes
DOOOING! Geräusch so nervend war, durch endlose Horden von Schülern
bis zum Exzeß betätigt, dass man sie schließlich ins hinterletzte Eck
des Lichthofes verbannte, wo sie aber dennoch immer lautstark zu hören
war? Manchmal ist weniger eben wirklich mehr…

Ich denke, liebes ZKM, man sollte Besucher nicht durch kuratorische
Designschnitzer verprellen, sondern durch weise, auch mal dezente
Entscheidungen zugunster aller anlocken. Ein Museum, selbst ein Medien-
museum, mag als Ort geschaffen werden, der die Menschen einlädt, lange
zu verweilen, darf auch akustisch Lautes im Namen der Kunst liefern,
aber niemals auf Kosten des Kunstkonsumierenden, Kunstschaffenden
oder Mit-der-Kunst-Arbeitenden.

Gruß,
ich

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I am the Grey Knight.

Posted on October 19, 2013, in Art and tagged , . Bookmark the permalink. 1 Comment.

  1. Liebes Ich,
    in einigen Punkten geben wir dir Recht. Teilweise ist das “akustische Inferno” einfach der Architektur des Gebäudes geschuldet. Wir geben uns Mühe, dass es nicht ausartet, doch erweist sich dies nicht immer als geglückt – Kunst kennt nun mal vielfältige Formen. Deine Kritik nehmen wir aber gerne an und werden in Zukunft versuchen, besser darauf zu achten.
    Das ZKM-Team